03. April 2007 - Thüringer Allgemeine / "Bleibende Bilder"
Küllstedter Passionsspiele waren großer Erfolg und das Ergebnis einer starken Gemeinschaft
Die letzte Aufführung liegt hinter den 140 Laienspielern. Gestern wurde das Bühnenbild in der Kirche abgebaut. Die dritten Küllstedter Passionsspiele sind zu Ende. Doch die Eindrücke, Erinnerungen, die Anregungen zum Nachdenken werden die Zuschauer begleiten. Und im Dorf zurück bleibt eine starke Gemeinschaft.
Weiterlesen: Küllstedt. (ta/asc) Sechs dreistündige Aufführungen, die über 4000 Zuschauer faszinierten, umfangreiche Proben, der Bau eines gigantischen Bühnenbildes und jede Menge Organisation hinter den rund 250 Akteuren liegt ein Marathon.
Alle ob Wolfgang Montag, Justina Mathias und Roland Schmerbauch von der Spielleitung, die 140 Laienspieler, der Passionschor sowie die vielen ehrenamtlichen Helfer aus Vereinen, von Feuerwehr und DRK trugen dazu bei, dass die Passionsspiele ein beeindruckendes Ereignis mit höchstem Anspruch wurden. Hilfe gab es aus dem ganzen Ort und sogar von Eichsfeld Holz für den Bühnenbau.
Nach den Erfolgen von 1996 und 2001 waren die Erwartungen für das Passionsspiel hoch. Wir sind sie mutig angegangen, sagte Wolfgang Montag gestern. Und die Mühe hat sich gelohnt. Lob gab es für die Umsetzung der Leidensgeschichte mit ihren aktuellen Bezügen nicht nur vom Oberammergauer Bürgermeister, sondern auch von Europassion (TA berichtete). Das größte Kompliment erhielten die Küllstdter aber schon vor der Premiere: Binnen weniger Stunden waren 3600 Karten verkauft. Das war eine große Ehre für uns, meint Montag. Der Kartenverkauf spornte an, doch die Eichsfelder blieben bescheiden, legten allen Ehrgeiz auf das Spiel und setzten auf den guten Geist einer starken Gemeinschaft. So gelang eine ergreifende Darstellung des Leidensweges Jesu mit zehn Einzelszenen, wobei jede eine tiefe Aussage hatte. Bei der Szene Einzug in Jerusalem beispielsweise wurde vom Regisseur versucht, die Aufdringlichkeit der Händler im Tempel zu beleuchten. Parallel konnten sich die Zuschauer Gedanken machen, was für sie wichtig ist. So wurde immer wieder der Bogen zur Gegenwart gespannt, gab es kritische Auseinandersetzungen mit dem Publikum. Wir wollten es berühren emotional und inhaltlich, sagt Montag. Und das gelang. Denn was die Leute sahen, war nicht eine einfach abgespulte biblische Geschichte. Auch nach der Kreuzigungsszene ließ man die Zuschauer nicht allein. Der Epilog mit der Christus- Zusage Ich bin bei euch verbreitete Osterfreude und die Gewissheit, dass jeder seinen Weg gehen kann. Ob die Küllstedter ihren Weg in einem neuen Passionsspiel gehen, wird sich zeigen. Das muss das Dorf beantworten. Der Wunsch nach einem Passionsspiel muss wachsen, es muss Begeisterung ent- stehen, meint Montag. Wenn der Zusammenhalt, die Achtung vor einander bleiben, wird vielleicht die Zeit wieder reif für ein neues Spiel, für das dann viele Mitstreiter gebraucht würden, aus der kirchlichen und der politischen Gemeinde.