12. März 2002 - Thüringer Landeszeitung / angemerkt
Kein Stilbruch
Von Monika Köckritz
Ein Karnevalverein führt Passionsspiele auf? Spiele, die so gar nichts Spaßiges, dafür Leid, Schmerz und das Sterben zum Inhalt haben? Das mag dem Fremden seltsam erscheinen. In Küllstedt bedarf das keiner Erklärung.
Das Faschingstreiben im Ort hat seine Wurzeln in der katholischen Jugendarbeit der 70er Jahre.
Weiterlesen: Kaplan Norbert Borkowski, heute Pfarrer in Effelder, förderte einst den Karnevalshumor. Dass sich christlich geprägt Karnevalisten mit mimischen Talent auch an ernsthaften Themen versuchen, erscheint so nur logisch. Logisch auch, dass die Proben für die Passionsspiele erst Aschermittwoch beginnen können. Zuvor haben engagierte Narren anderes zu tun.
Beeindruckend ist, wie die Gemeinde den Karnevalverein bei den Passionsspielen unterstützt. So kommt Hilfe von anderen Vereinen, von einheimischen Dachdeckereien und Tischlereien (die Bühne und Kulissen bauen), von der Feuerwehr (die bei den Aufführung die Pkw zu den Parkplätzen dirigiert), von Bürgern, die den Kartenvorverkauf übernehmen oder in der Kirche am Einlass stehen werden. Im Gegenzug soll ein Teil des Erlöses wiederum dem Ort zu Gute kommen: Was nach Deckung der Unkosten bleibt, wird für den Bau des katholischen Kindergartens gespendet.